Der hohe Preis, den wir für Discounter-Lebensmittel bezahlen

oder der logische Weg zu fair und nachhaltig erzeugten, gesunden Lebensmitteln

Ein Beitrag des mut Forums Landwirtschaft und Ernährung

 

Die Erfindung des „Discounters“ scheint, aufgrund von günstigster Preise, ein Segen für Endverbraucher*innen zu sein. Aber wie hat diese Betriebsform des Handels unser Leben verändert? Auf den ersten Blick mag diese Frage erstaunen, denn wieso soll ein Vertriebsmodell gravierende oder problematische Auswirkungen auf unsere Lebensbedingungen haben? Warum dies tatsächlich so ist, möchten wir im Folgenden darstellen.

Die Macht der billigen Preise

Im Laufe der letzten 20 – 30 Jahre haben sich Endverbraucher*innen hierzulande an sehr niedrige Lebensmittelpreise gewöhnt, man könnte auch sagen, sie sind dazu „erzogen“ worden. Voraussetzung für Billigpreise ist eine extrem hohe Effizienz und Standardisierung der Produktionsprozesse. Vorreiter*innen in Sachen Discount sind Aldi und Lidl, die in Deutschland das Preisniveau von Lebensmitteln bestimmen.

Ihre Hauptumsätze erwirtschaften Discounter mit konventionellen Produkten zu extrem günstigen Preisen, die sie weltweit einkaufen. In jüngster Zeit werden aber auch saisonale und regionale Lebensmittel in Bio-Qualität angeboten. Sogar optisch nicht ansprechendes Gemüse und Obst findet sich mittlerweile in deren Regalen, auch soziale Einrichtungen wie die Tafeln werden beliefert. Diese Bemühungen sind anzuerkennen, dennoch bleibt das Discountprinzip grundlegende Widersacher*in von Artenvielfalt und kleinbäuerlicher Landwirtschaft mit globalen Auswirkungen.

Die Erfolgsfaktoren der Discounter

In den Anfangsjahren waren simple Verpackung, möglichst große Abnahmemengen und relativ wenig Werbung das Erfolgsrezept. Vor allem gelang es aber durch eine bis dato nicht gekannte Standardisierung von Abläufen und die Konzentration auf möglichst wenig Produkte mit einem maximalen Stückumschlag Preise nach unten zu drücken. Diese Standardisierung aller Abläufe führte auch bei den Lieferant*innen zu signifikanten Änderungen im Produktionssystem. Die Folge dieses Prinzips war ein erbitterter Preiskampf zwischen den einzelnen Lieferant*innen, die dadurch gezwungen wurden, ihre Prozesse immer weiter zu standardisieren, um die Preiserwartungen der Discounter zu erfüllen.

Dies hatte weitreichenden Konsequenzen, da alles versucht wurde, um Stückkosten zu senken, indem die Produktion auf relativ wenige Artikel konzentriert und deren jeweilig hergestellte Menge erhöht wurde.

Die Auswirkungen

Die Kehrseite der Medaille zeigt sich vor allem in der Landwirtschaft. Kleinere landwirtschaftliche Betriebe waren gar nicht in der Lage die nachgefragten Mengen der Discounter zu produzieren. Oft sind Handelsagenturen zwischengeschaltet, die die weltweite Beschaffung von Lebensmitteln koordinieren. Die Produktionsbedingungen in den Herkunftsländern haben sich durch diese Einkaufspolitik signifikant geändert. Die Nachfrage in den Märkten der nördlichen Halbkugel sorgt u.a. dafür, dass Grundnahrungsmittel in anderen Kontinenten für die dortige Bevölkerung nicht mehr verfügbar oder zu teuer geworden sind, da diese in den wohlhabenden Ländern gerade im Trend liegen.

Als Nebeneffekt haben sich Transportstrecken von Lebensmitteln rund um den Erdball in den letzten 20-30 Jahren vervielfacht. Der Handel verteidigt sich mit dem Argument, dass Endverbraucher*innen sowohl günstigste Preise als auch eine Verfügbarkeit rund um die Uhr bzw. rund ums Jahr verlangen. Erdbeeren zu Weihnachten, Spargel im September und grüne Bohnen im Januar sind heute in Deutschland / Europa nicht nur im Discounter, sondern allgemein die Regel. Ob Kund*innen dies explizit verlangen? Geht es nicht vielmehr um die Abhebung von der Konkurrenz und um Umsatz und Profit zu steigern?

Monokulturen und Pestizideinsatz – Wasser, Boden und Luft leiden

Neben der Umweltbelastung durch irrwitzige Transportwege (einen Großteil der daraus resultierenden Folgekosten tragen bekanntermaßen die Allgemeinheit bzw. zukünftige Generationen) wurde die Landwirtschaft besonders durch die Einkaufsmacht der Discounter und der großen Lebensmittel-Einzelhändler gezwungen, immer weniger, aber ertragreichere Sorten, auf immer größeren Flächen anzubauen. Die Monokulturen mit all ihren negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt, den Boden und das Grundwasser sind auch dadurch entstanden. Standardisierung und Effizienz sind nach wie vor die Argumente, die von der Lebensmittelindustrie, den Bauernverbänden und leider auch von der Politik verwendet werden. Mittlerweile gibt es zumindest in Europa keinen Handelskonzern mehr, der nicht eine Discountlinie betreibt und der sich nicht an Discountpreisen orientiert. Internationale Handelsketten wie Tesco, Carrefour, Mercadonna oder Walmart besitzen alle Einstiegsmarken, die sich an den Preisen und Qualitäten von Lidl und Aldi ausrichten. Die Folgen hiervon sind die erwähnten Monokulturen mit einem enormen Pestizideinsatz, der maßgeblich mitverantwortlich für die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist. Darüber hinaus ist in den letzten Jahren der Kampf um das knappe Gut „Boden“ entbrannt. Die Heinrich-Böll-Stiftung hat dies im „Bodenatlas“ dargestellt (1). Es sind also nicht mehr nur Landwirt*innen, die landwirtschaftliche Fläche kaufen, sondern artfremde Unternehmen, die das knappe Gut „Boden“ erwerben. Damit steht es Landwirt*innen entweder gar nicht mehr oder nur zu überhöhten und damit unrentablen Pachtpreisen zur Verfügung – eine fatale Entwicklung!

Fleisch aus Massentierhaltung

Ein besonderes Kapitel ist das Thema Fleischkonsum. Hier haben nicht nur die Discounter, sondern der gesamte Lebensmittelhandel signifikant dazu beigetragen, dass sich Massentierhaltung in ihrer heutigen Form überhaupt entwickelt hat, obwohl erst die verantwortliche Politik die Voraussetzungen dazu geschaffen hat: Zum Beispiel durch die Aufhebung der Flächenbindung in Deutschland im Jahr 2007 (2).

Dadurch konnten Landwirte Futter für ihre Tiere zukaufen und waren nicht mehr auf die Eigenproduktion von Futtermitteln angewiesen. So entstanden Lockangebote mit billigstem Fleisch. Daran ändern auch die neueren Bestrebungen im Sinne des Tierwohls nichts. Es erscheint sarkastisch, dass die Firmen, die maßgeblich zur Entwicklung der Massentierhaltung beigetragen haben, nun Millionenbeträge zur Verfügung stellen wollen, damit eine artgerechte Tierhaltung nach den Haltungsklassen drei und vier möglich ist. Dazu sei angemerkt, dass die Haltungsklassen drei und vier nur für Frischfleisch gelten. Es wird also weiterhin tiefgefrorenes Fleisch aus Massentierhaltung zu Dumpingpreisen geben.

Die Arbeitssituation in der deutschen Fleischindustrie

Deutsche Fleischhersteller wie Tönnies, Vion, Westfleisch und PHW sind in den letzten Jahrzehnten gigantisch gewachsen und Deutschland ist zum viertgrößten Fleischexporteur der Welt aufgestiegen! Dies liegt an zwei Gründen: Einer hohen Standardisierung der Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe und der extremen Ausbeutung der darin arbeitenden Menschen. In der Corona-Pandemie zeigte sich dies exemplarisch bei der Firma Tönnies, die infizierte Arbeiter*innen, die nicht allzu krank erschienen, innerhalb einer Infektionsgemeinschaft trotzdem noch zusammenarbeiten und unter menschenunwürdigsten Bedingungen wohnen ließ.

Leider hat das öffentliche und politische Entsetzen bis heute zu keinen signifikanten Veränderungen der katastrophalen Arbeitsbedingungen in den fleischverarbeitenden Betrieben geführt. Nach wie vor wird Fleisch zu Billigstpreisen angeboten und von Endverbraucher*innen gekauft. Das bedeutet einen unglaublichen Leistungsdruck bei niedrigsten Löhnen und ständigem Personalmangel. Dennoch wird alles geschlachtet, was vermarktet werden kann. Somit werden Arbeitszeiten nicht eingehalten und die Arbeiter*innen müssen Überstunden schieben. 14 bis 16 Stunden-Schichten sind keine Seltenheit. Ganz zu schweigen von Erholung und Regeneration der Arbeiter*innen, die überwiegend aus armen Regionen in Südosteuropa stammen und vor allem von Subunternehmen beschäftigt und „ausgeliehen“ werden.

Ein positives Signal ist zumindest der Mindestlohn von 12 Euro, der seit 1. Oktober 2022 gilt. Nur ist dies lediglich eine Maßnahme zur Verbesserung der Einkommen und wird nichts ändern bei der Tierhaltung oder der Beschaffung von Futtermitteln. Es kann im Gegenteil erwartet werden, dass die Erhöhung des Mindestlohns zu erhöhtem Preisdruck z.B. bei den Futtermitteln führen und sich dann wiederum negativ auf deren Produktionsbedingungen auswirken wird.

Industrialisierte Tierhaltung und hoher Fleischkonsum ziehen nicht nur schwere Folgen für Klima und Umwelt nach sich, sondern zerstören bäuerliche Existenzen und schaffen unmenschliche Arbeitsbedingungen, sowohl im globalen Süden als auch bei uns in Deutschland. Es braucht daher konsequentes politisches Handeln, um diese Entwicklungen zu stoppen! Weitere Informationen auch unter (3).

Die landwirtschaftliche Fehlentwicklung am Beispiel Wein

Den überwiegenden Anteil am Weinabsatz im Jahr 2021 generierten Discounter (37 %) und Super- bzw. Verbrauchermärkte (29 %). Gegenüber diesen 66 % nehmen sich die Absatzanteile des Weinfachhandels oder der Direktverkauf der Winzer mit nur jeweils 5% marginal aus (4). Der Grund hierfür liegt auf der Hand, denn Weine im Selbstbedienungsregal sind billiger als im Fachhandel oder im handwerklich geführten Weingut. Diese günstigen Preise sind nur möglich, da hier der Anbau und die Pflege der Reben industrialisiert wurde. 70 % aller Weintrauben werden heute maschinell geerntet. Wein ist zum Massenprodukt geworden, der Einsatz von Maschinen gehört zum Tagesgeschäft ebenso wie die arbeitssparende und großflächige Verwendung von Pestiziden. In der EU macht die Monokultur Wein dreieinhalb Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus, sie verbraucht aber 15 Prozent der Pestizidmenge (5).

Die Auswirkungen auf die Böden sind evident: Die Wasserrückhaltekraft ist gering, der Humusgehalt sinkt und die Kleinstlebewesen (Mikroorganismen) befinden sich auf dem Rückzug. Statt Weingärten durch die Umstellung auf pestizidfreie und ökologische Bewirtschaftung u.a. resilient gegen klimawandelbedingte Trockenheit zu machen, treten auch Weinbaubetriebe vermehrt in Konkurrenz um immer knapper werdendes Grundwasser. Dass es anders geht, beweisen viele biologisch und nachhaltig wirtschaftende Winzer*innen seit Jahren.

Lebensmittelverschwendung

Discounter bieten viele Lebensmittel oft nur in großen Gebinden an, um dadurch günstigere Preise zu rechtfertigen bzw. um über die Menge entsprechende Profite zu erzielen. Dies führt aber auch dazu, dass die Einkaufsmengen der Kund*innen oft überdimensioniert sind. Die Konsequenz daraus ist, dass ein wesentlicher Teil gerade schnell zu verbrauchender Lebensmittel im Müll der Privathaushalte landet. Im Regal übrig gebliebene Lebensmittel können in der Regel wenigstens noch an bedürftige Menschen weitergegeben werden. Dies darf aber nicht als soziale Tat gelobt werden, sondern sollte nach französischem Vorbild gesetzlich verpflichtend sein. Lebensmittelverschwendung aufgrund zu großer Verpackungseinheiten könnte sehr einfach eingedämmt werden. Wer Endverbraucher*innen bedient, muss lediglich dazu verpflichtet werden, neben Großpackungen auch kleine Einheiten oder lose Ware zum gleichen kg-Preis anzubieten.

Verpackungsflut

Die Lieferbeziehungen über weite Distanzen haben neben anderen Ursachen zum Anstieg von Verpackungsmaterial beigetragen. Gerade Lebensmittel müssen bei längeren Transportwegen geschützt werden, damit sie im Verkaufsregal optisch einwandfrei präsentiert werden können. Das Duale System (u.a. „Der Grüne Punkt“), das Anfang der 90er Jahre in Deutschland startete, hat uns in Deutschland zu Weltmeistern der Trennung von Verpackungsmaterialien werden lassen. Recycling ist bestimmt ein Teil der Lösung, wobei gerade Plastikverpackungen ein großes Problem darstellen. Nur etwa die Hälfte des daraus anfallenden Mülls in Deutschland wird recycelt (6), der Rest wird verbrannt oder exportiert. Die deutliche Reduzierung von Verpackungen ist daher der richtige Weg.

Was können wir tun?

Am effektivsten wäre ein verändertes Einkaufsverhalten der Endverbraucher*innen. Wenn Erdbeeren zu Weihnachten, billigstes Fleisch aus der Tiefkühltruhe und Kartoffeln aus Ägypten im Regal liegen bleiben, würde eine Reaktion des Handels postwendend erfolgen. Doch die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass mit einem veränderten Einkaufsverhalten kaum zu rechnen ist. Das verwundert nicht, sind eine beträchtliche Zahl der Endverbraucher*innen aktuell sehr froh, billige Lebensmittel kaufen zu können, da ihre Kaufkraft gerade jetzt aufgrund der hohen Inflationsrate permanent sinkt. Wenn von einem veränderten Einkaufsverhalten vieler Endverbraucher*innen nicht auszugehen ist, bleiben die Strategien des Handels oder eine politische Einflussnahme.

Auf eine geänderte Sortiments- und Preisstrategie des Handels zu warten, erscheint aufgrund der Erfahrung der letzten Jahrzehnte ebenfalls illusorisch. Einzelne gut gemeinten Aktionen in Richtung Tierwohl, Bio-Obst und Bio-Gemüse mögen zwar den allgemeinen Trend widerspiegeln, sind aber im Verhältnis zum Gesamtumsatz so gering, dass dadurch keine wirklichen Auswirkungen auf Klima, Umwelt und Tierwohl zu erwarten sind. Solange die Maxime der Handelskonzerne im Wachstum und Maximierung des Unternehmensgewinns liegt, wird sich nichts daran ändern.

Unser Ernährungssystem ist nicht zukunftsfähig (PWC)

Nun kommt Rückenwind in Sachen regenerativer Landwirtschaft und insbesondere in Bezug auf eine signifikante Reduzierung des Fleischkonsums aus einer unerwarteten Richtung: Die Unternehmensberatung „Price-Waterhouse-Cooper“ (PWC), eine der großen, weltweit tätigen Beratungsfirmen für Unternehmen, hat eine Studie vorgelegt (Oktober 2022), die unser heutiges Ernährungssystem als nicht zukunftsfähig analysiert. Hin zu einer Ernährungswende mit pestizidfreien und nachhaltig hergestellten Lebensmitteln und bedeutend mehr pflanzlichen Bestandteilen lautet das Ergebnis.

Ausdrücklich wird die „Deutsche Gesellschaft für Ernährung“ (DGE) zitiert, die einen wöchentlichen Fleischverbrauch zwischen 300g und 600g empfiehlt. Das wäre ein jährlicher Fleischkonsum zwischen 15 und 30 kg. Aktuell liegt der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland dagegen bei ca. 55 kg pro Kopf (7).

„PWC“ ist nun nicht bekannt für eine besonders ökologische Haltung, sondern sieht sich eher dem freien Unternehmertum und dem marktwirtschaftlichen System der westlichen Hemisphäre verpflichtet. Ist die Erkenntnis vieler wissenschaftlicher Untersuchungen einschließlich des Weltagrarberichts von 2008 endlich auch in diesen Kreisen angekommen?

Glasklar ist jedenfalls das Fazit der Untersuchung: Das derzeitige Ernährungssystem ist überhaupt nicht zukunftsfähig! Nach „PWC“ ist die Landwirtschaft zusammen mit der Nahrungsmittelindustrie mittlerweile für zwei Drittel des globalen Frischwasserverbrauchs, für drei Viertel der Nährstoffbelastungen in Gewässern und für ein Viertel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Effektiv ist die jetzige Wirtschaftsweise auch nicht, denn während heute global rund 80 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche direkt oder indirekt für die Tierproduktion verwendet werden, decken tierische Produkte nur 11 % des weltweiten menschlichen Kalorienverbrauchs! (8)

Die Politik ist gefordert!

Es bleibt die Forderung an eine verantwortungsbewusste, gestaltende Politik, umgehend Voraussetzungen für eine Ernährungswende zu schaffen. Dabei sollte die Politik besonders Mitbürger*innen mit weniger Wirtschaftskraft in den Blick nehmen. Sie müssen für den Einkauf von fair und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln materiell unterstützt werden. Hier muss gleiches gelten wie im Bereich der Energieversorgung. Kein Gießkannenprinzip, sondern eine gezielte Unterstützung derjenigen, die Unterstützung brauchen. Im Falle der Landwirtschaft und Ernährung ist es aus unserer Sicht dagegen absurd die chemische Industrie wegen gestiegener Gaspreise zu subventionieren, damit diese dann weiterhin günstig Kunstdünger und Pestizide herstellen kann.

Um eine Ernährungs- und wirksame Landwirtschaftswende zu realisieren, fordern wir:

  • den gigantischen Einsatz von synthetischen Pestiziden zu minimieren, drastisch zu reduzieren und letztendlich binnen einem klar definierten Zeitrahmen gegen null zu fahren (siehe dazu auch unsere Petition „https://change.org/rettet-unseren-boden“). Damit ein nationales Pestizidverbot tatsächlich greift, muss es auch für im Ausland produzierte Lebensmittel gelten.
  • die Massentierhaltung zu verbieten – wir unterstützen ausdrücklich die Initiative in der Schweiz https://massentierhaltung.ch/.
  • dass Deutschland den Fleisch-Export binnen der nächsten 10 Jahre auf null reduziert, sodass nur noch Fleisch für den heimischen Markt erzeugt wird. Gleichzeitig fordern wir gesetzliche und fiskale Maßnahmen, um den Fleischkonsum auf das von der „DGE“ empfohlenen Niveau zu senken und gleichzeitig den regionalen Gemüseanbau drastisch zu erhöhen. Hierzu sollen Flächen genutzt werden, die nicht mehr für den Anbau von Futtermitteln für Tiere gebraucht werden.
  • dass von einem Expertengremium ein Maßnahmenkatalog erarbeitet wird, damit sich langfristig ein Konsumverhältnis von 80% pflanzlich und 20% tierisch erzeugten Lebensmitteln einpendelt.
  • dass in allen öffentlichen Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen eine Umstellung auf 80% pflanzlich und 20% tierisch erzeugten Lebensmittel geplant und innerhalb von 3 Jahren umgesetzt wird.
  • eine gesetzliche Regelung, dass landwirtschaftliche Nutzflächen nur an Personen oder Firmen veräußert werden, die Erfahrung in der Landwirtschaft nachweisen können. Ausdrücklich ist die Spekulation mit landwirtschaftlichen Flächen zu untersagen.
  • die Flächenbindung wieder einzuführen, so wie es bei Bio-Betrieben üblich ist. Es dürfen nur so viele Tiere gehalten werden, wie man mit dem auf den eigenen landwirtschaftlichen Flächen angebauten Futter ernähren kann.
  • die Lebensmittelverschwendung einzudämmen nach französischem Vorbild. In Frankreich können Supermärkte sanktioniert werden, wenn sie gegen das „Loi Garot“ verstoßen. Das „Loi Garot“ ist 2016 in Kraft getreten und hat konkrete Maßnahmen gegen Lebensmittelverschwendung eingeführt. (9)
  • die Lebensmittelverschwendung durch die Verpflichtung des Einzelhandels zur preisgleichen Abgabe von kleinen Mengen, vor allem bei Obst, Gemüse und wichtigen Grundnahrungsmitteln, zu reduzieren.
  • dass „Containern“, also die Entnahme von Lebensmitteln aus Müllcontainern der Supermärkte, nicht mehr als Straftat behandelt wird.
  • dem Schutz unserer Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft bei allen Formen landwirtschaftlicher Aktivitäten Priorität einzuräumen. Landwirtschaftliches Arbeiten soll wieder dazu führen, dass Humusbildung, Grundwasserschutz, Kohlenstoffbindung und Luftreinhaltung positiv beeinflusst werden.
  • dass Flächenverbrauch und Bodenversiegelung Einhalt geboten wird. Dafür sind zielführendere und konsequentere Gesetze, aber auch eine deutlich verbesserte Abstimmung zwischen verschiedenen Ministerien und Behörden in Bund und Ländern erforderlich. So hat beispielsweise die bayerische Staatsregierung Unternehmen und Kommunen 2020 dazu aufgefordert, den Flächenfraß einzudämmen – allerdings auf freiwilliger Basis. Kaum verwunderlich ist der jährliche Flächenverbrauch in Bayern 2021 dann nochmals gestiegen (10).
  • die Preise von Lebensmitteln so zu gestalten, dass die Erzeuger*innen einen fairen Preis erhalten, von dem sie existieren können. Dies gilt auch für importierte Lebensmittel.
  • dass wirtschaftlich benachteiligte Endverbraucher*innen finanziell so gestellt werden, dass sie sich fair und nachhaltig hergestellte Lebensmittel leisten können. Eine deutliche Anhebung der Grundsicherung wäre dazu ebenso ein Mittel wie der Wegfall der Mehrwertsteuer bei nachhaltig hergestellten Grundnahrungsmitteln.
  • dass Kinder und Jugendliche in der Schule lernen den Wert von Lebensmitteln zu schätzen. Voraussetzung ist ein fundiertes Wissen über die Zusammenhänge unserer Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft. Dieser Wissensvermittlung muss im Lehrplan deutlich mehr Raum eingeräumt werden.

Fußnoten / Quellen
(1) https://www.boell.de/de/die-atlanten-der-heinrich-boell-stiftung
(2) https://www.sueddeutsche.de/muenchen/bauernproteste-in-bayern-landwirte-sind-gefordert-aber-die-verbraucher-schon-auch-1.4776738
(3) https://www.aktion-agrar.de/tierhaltung/
(4) https://www.deutscheweine.de/fileadmin/user_upload/Website/Service/Downloads/PDF/Statistik_2022-2023.pdf
(5) https://taz.de/Chemie-Einsatz-beim-Weinanbau/!5729207&s=pestizidfreier+weinanbau/
(6) https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2021-11-23_texte_148-2021_aufkommen-verwertung-verpackungsabfaelle-deutschland-2019_bf.pdf
(7) https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/ https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/fleisch .
(8) https://www.pwc.de/de/handel-und-konsumguter/interview-die-erde-kann-unsere-aktuellen-ernahrungsgewohnheiten-nicht-langfristig-unterstuetzen.html
(9) https://www.cec-zev.eu/de/themen/umwelt/lebensmittelverschwendung-in-frankreich/
(10) https://www.bund-naturschutz.de/flaechenschutz/

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